Wir hatten zwei wunderbare Wochen „ETBL“ (Essen-Trinken-Baden-Lesen) Ferien in unserem Lieblings Agriturismo in der Nähe von Massa Marittima.
Wie auf dem Bild zu erkennen war es auch für den eReader meiner Frau eine Rückkehr 🙂
Die Auswahl der Bücher war heuer riesig und wir haben viele davon gelesen. Nicht ganz alle Bücher konnten restlos überzeugen.
Hier unsere diesjährige Leseliste mit sanfter Spoiler Warnung (und https Support für Pesche).
- Eine Handlung mitten in der Stadt Bern, ohne die Lokation wie ein Reiseführer zu zelebrieren: Check
- Eine taffe Ermittlerin, die Stärken und Schwächen kennt: Check
- Ein seit 30 Jahren ungelöster Fall mit so mysteriösen Parametern, dass er sich im Buch überhaupt erst zu einem solchen entfaltet: Check
- Ständig wechselnde Erkenntnisse und Fährten für Ermittler und Leser: Check
- All das so spannend zusammengefasst, dass ich mich bis 01:30 Uhr morgens zum Ende durchlesen musste: Check
Fazit: Wer heuer nur ein Buch lesen will, dem empfehle ich dieses! 10 von 10 Punkten (mit Sternchen!)
Wir lesen Grisham seit fast 30 Jahren und der Mann schreibt viel. Kaum ein Buch ist so berühmt wie „Die Firma“ und dass dieses Jahr eine Fortsetzung veröffentlicht wurde, erhebt das Buch zur Pflichtlektüre. Beim Lesen der neuen Abenteuer von Mitch & Abby McDeere blättert man die Seiten etwas verwundert um. Anstatt epischer Rechtsbelehrungen und Anwalts- sowie Kanzleipolitik findet man sich im gefährlichen Libyen der Gaddafi-Jahre wieder. Man könnte fast meinen, man hält einen neuen Jack Ryan Roman von Tom Clancy in den Händen.
Fazit: Kein schlechtes Buch, aber nicht der beste Grisham aller Zeiten. 7 von 10 Punkten
Knapp 50 Jahre in der Zukunft verschwinden die Meerestiere aus den Weltmeeren, und die Forschung steht vor einem Rätsel: Wo sind die Tiere geblieben? Eine durchaus interessante Science-Fiction Geschichte, im Stil der alten Michael Crichton Bücher. Doch kaum beginnt die Handlung Fahrt aufzunehmen und die Charaktere zeigen auch endlich wirklich etwas Charakter, ist die Geschichte gefühlt leider viel zu früh fertig, mit einem heftigen Ende.
Fazit: Der Epilog zieht die Punkte an Land. 7 von 10 Punkten
Ein Video auf Social Media zeigt den Missbrauch eines deutschen Mädchens durch Ausländer, woraufhin rechte politische Gruppen zur Selbstjustiz aufrufen und der Bundestag gestürmt wird. Es ist erschreckend, dies zu schreiben, doch zum Glück stammt diese Geschichte nicht aus der Zeitung von letzter Woche, sondern aus einem neuen Krimi, der in Berlin spielt. Mir gefällt die Protagonistin Yasira Saad sehr (auch wenn ihre Abstammung in der Gesichte auch nötige Klischees bedient), und ich hoffe nicht nur auf eine Fortsetzung der Geschichte, die ein etwas abruptes Ende findet, sondern am liebsten auf eine ganze Buchreihe.
Fazit: Das Ende ist etwas unbefriedigend, wenn nicht offen. 6 von 10 Punkten
Die Raumstation ISS, erweitert durch ein privat finanziertes und geheimes Forschungsmodul, muss evakuiert werden. Eine Amerikanerin und ein Deutscher überleben die Rettung, während ein russischer Kosmonaut ums Leben kommt. Die Protagonistin Amina Young, Psychologin bei der ESA, soll die in Moskau gestrandeten Astronauten befragen und die Vorgänge aufklären, bevor die ISS abstürzt und die Welt in einen neuen Kalten Krieg gerät. Im Buch geschieht dies durch (sehr) ausführliche Gespräche, Aminas Gedanken und Rückblicke aus Sicht der Astronauten. Fans von „For All Mankind“ werden die dort vorgestellten Machtspiele der internationalen Raumfahrt wiedererkennen. Mir gefiel besonders das Ende.
Fazit: Für Fans von „Nah-Orbit“ Science Fiction empfehlenswert. 7 von 10 Punkten
Der Astronaut Grace erwacht auf einem Raumschiff ohne Erinnerung daran, wer er ist oder warum er überhaupt dort ist. Wie bei „Der Marsianer“ beginnt er nun, jedem Problem sein wissenschaftliches Know-how entgegenzuwerfen. Soweit so gut, das brachte Mark Watney ja auch vom Mars zur Erde zurück. Doch dann kommen Erinnerungsfetzen zurück, und die Fiction übersteigt die Science. Die Energie der Sonne wird von kleinsten fremdartigen Wesen aufgefressen, und die Menschen entsenden ein Team (nur er überlebt) zu einem der wenigen Sterne, die nicht befallen sind. Dort trifft Grace schon früh im Buch auf ein weiteres Raumschiff mit einem Alien, das die gleiche Mission hat wie er: seinen Heimatplaneten vor der Eiszeit zu schützen. Und hier liegt das Problem: Typisch für Weir beschreibt er in epischen Details, wie viele Millionen Tonnen an Treibstoff es braucht, um von A nach B zu fliegen. Aber der Mensch und das Alien (welches nur Schallwellen „sieht“) lernen in nur drei (!!) Seiten, miteinander zu kommunizieren und werden Freunde. Trotzdem ist es ein gutes Buch, vielleicht gewollt sogar etwas „familienfreundlicher“ als „Der Marsianer“.
Fazit: Manchmal etwas kompliziert, manchmal etwas simpel, aber solide! 8 von 10 Punkten.
Ein cooler Titel macht noch kein gutes Buch, aber als ich gesehen habe, dass die Geschichte in den 90ern spielt, dachte ich: Scheiss drauf, das will ich lesen, wir waren ja nicht wirklich Idioten, es war halt unser ganz eigener Stil! Die Story handelt von einem Haufen Teenager, wie wir sie oft und überall in Komödien und Serien antreffen. Tobi, Schulzen und Lisa sind zum Beispiel wie ein Abbild von Cem, Costa und Lena aus „Türkisch für Anfänger“. Zusammen gehen sie auf einen Roadtrip in einem gestohlenen Auto ohne Führerschein oder Geld bis nach England, um die sterbende Mutter eines Freundes zu besuchen. Mit dabei sind im Kofferraum die im Titel erwähnten Zierfische und Blödeleien, Unbeholfenheit und Drama auf jedem Parkplatz und Strand.
Ich wollte das Buch wirklich mögen. Es gab Momente, in denen ich herzhaft gelacht habe, aber das lag vor allem daran, dass ich die 90er erlebt habe. Ich wünschte, solche Bücher würden sich manchmal selbst weniger ernst nehmen. Lasst uns grinsen, lachen und in Erinnerungen schwelgen – gewalttätige Väter und sterbende Mütter sind dafür nicht notwendig. Für alle, die 1980 oder früher geboren sind, ist es dennoch eine schöne Erinnerung.
Fazit: Bon Jovi ftw! 6 von 10 Punkten (FSK 40+)
Ich darf es kaum sagen, sonst wird mir mein Ehren-Nerd-Titel aberkannt, aber ich habe es erst dieses Jahr geschafft, das erste Buch der „Mistborn“-Serie zu lesen. Ich hatte es bereits ein Lal letztes Jahr begonnen und nicht fertig gelesen, was das erste Problem aufzeigt: In den ersten 300 Seiten geschieht weniger als in den ersten 7 Minuten von „Spiel mir das Lied vom Tod“. Doch 600 Seiten später muss ich zugeben, was die Welt schon seit vielen Jahren wusste: Auch ohne Zwerge, Elfen, Orks und Drachen kann man grossartige Fantasy schreiben, und die Story nimmt dann wirklich Fahrt auf! Die Idee, dass Menschen durch den Konsum von Metallen (Allomantie) ihre Umwelt beeinflussen und bekämpfen können, ist äusserst unterhaltsam, und ja, ich werde die restlichen 11 Bücher auch noch lesen. 😉
Fazit: Ich will mehr! 9 von 10 Punkten