Ferienlektüre Sommer 2025

Es hat seine Vorteile, wenn Meer, Pool und Speisesaal nur einen Steinwurf von der eigenen Hotelzimmer-Terrasse entfernt liegen – man hat viel Zeit zum Lesen!

Rekordverdächtige 5.043 Seiten, verteilt auf 11 Bücher, flimmerten über meinen Kindle – und fast alle waren empfehlenswert.

Im Folgenden findet sich die vollständige Liste – mit sanfter Spoilerwarnung.

Vermisst – Der Fall Emily von Christine Brand
Was habe ich im letzten Jahr den Vorgänger „Anna“ abgefeiert! Im neuen Buch ermittelt Malou Löwenberg mittlerweile als selbstständige Ermittlerin in einem nie aufgeklärten Fall einer Kindesentführung. Im Auftrag der verzweifelten Mutter verfolgt sie alte Spuren – von Bern bis Paris – und einmal mehr zündet Christine Brand ihre stärkste Waffe: Je länger die Geschichte dauert, desto undurchschaubarer wird der Fall. Das macht das Buch extrem spannend. Aber ist es auch so gut wie sein Vorgänger? Ich bin mir nicht 100% sicher – aus zwei Gründen: Erstens ist Kommissar Zufall mit von der Partie, und zweitens bin ich mit unfair hohen Erwartungen an das Buch herangegangen.

Fazit: Keine Frage – erneut das beste Buch in dieser Liste. Und erst das Ende – Damn! 10 von 10 Punkten.

Freiheit von Angela Merkel
Vor 20 Jahren dachte ich wie Joschka: I am not convinced! Zwei Dekaden später hat mich „Mutti“ politisch vielleicht nicht zu 100 % überzeugt – aber ihre Autobiografie auf jeden Fall!

Ihr Leben als Pfarrerstochter, ihr von Vorsicht geprägtes Aufwachsen im DDR-Kontrollstaat, die Ausbildung zur Physikerin und die Jahre als junge, arbeitende Frau bis zum Mauerfall – all das ist sehr spannend zu lesen.

Der zweite Teil – ihre Jahre als Politikerin und später Kanzlerin – ist deutlich anspruchsvoller. Wie in anderen politischen Autobiografien beschreibt sie ihre Arbeit detailliert und nahezu lückenlos. Das ist bei manchen Themen sehr interessant, etwa bei der Eurokrise oder dem Umgang mit Putin, anderorts muss man als Leser etwas mehr „investieren“. Toll finde ich wie sie offen Ihre jeweilige Gefühlslage sowohl gegenüber den jeweiligen Themen wie auch involvierten Menschen beschreibt.

Fazit: Eine kluge, hochinteressante Zeitzeugin an vorderster Front schreibt ihre Biografie. 10 von 10 Punkten..

Der Gott des Waldes von Liz Moore
In den 1960er-Jahren verschwindet der jüngste Enkel einer wohlhabenden Familiendynastie in den Wäldern rund um ihr Anwesen – ein Ort, der zugleich ein renommiertes, konservatives Ferienlager für Kinder sowie Wohnsitz und Arbeitsplatz langjähriger Bediensteter ist. Der Fall wird nie vollständig aufgeklärt, zumal auch der vermeintliche Täter ums Leben kommt. Eine Dekade später verschwindet die Schwester des Jungen – unter nahezu identischen Umständen.

Neben den aktuellen Ermittlungen wirft das Buch in Rückblenden Licht auf das Verschwinden des Jungen und beleuchtet dabei auch den Familienclan und andere Schlüsselpersonen über einige Jahrzehnte hinweg. Das Ende ist unerwartet.

Fazit: Viel Tiefgang und weit mehr als ein gewöhnlicher Krimi! 8 von 10 Punkten.

Der kleine Laden des Herrn Takarada von Kenji Ueda
Es gibt Bücher, die liest man einfach gern, weil sie schön zu lesen sind. In fünf unterschiedlichen Geschichten berät und begleitet Herr Takarada die Kundinnen und Kunden seines kleinen Schreibwarenladens in Tokio – und das weit über die Wahl der richtigen Tinte oder des passenden Briefpapiers hinaus.

Fazit: Nicht alle fünf Geschichten haben mir gleich gut gefallen, aber ein besonderes Buch. 8 von 10 Punkten.

Das Vermächtnis von Murano von Jessica Amankona
Der Roman begleitet Orietta Volpato im Murano und Venedig des späten 19. Jahrhunderts – und ihren Versuch, den traditionsreichen Glasbläserbetrieb sowie die Ehre ihrer Familie zu retten. Gleichzeitig kämpft sie darum, als Frau im elitären Lesezirkel Venedigs Fuss zu fassen. Drama, Liebe und spannende Intrigen in grosser Dichte lassen über die manchmal langatmigen Ausführungen hinweg sehen. Es gibt bereits einen zweiten Teil.

Fazit: Hoffentlich nur der Auftakt zu einer langen Familiensaga. 8 von 10 Punkten.

Krieger des Feuers von Brandon Sanderson
Der zweite Teil der Nebelgeborenen-Saga enttäuscht nicht. Vin ist als Nebelgeborene noch mächtiger geworden, und ihr Partner Elant Wager kämpft als frischgekrönter König darum, Recht und Ordnung im Reich zu wahren. Das Buch liest sich wie der klassische mittlere Teil einer Fantasy-Trilogie: Vieles wird in Stellung gebracht für den finalen Akt – ich bin gespannt!

Fazit: Aktuell die beste Fantasy am Markt, Basta. 8 von 10 Punkten

Staying Alive von Eva Mirasol
Das Buch liest sich wie das Drehbuch einer Krankenhausserie – erzählt aus der Sicht einer jungen Ärztin. In kurzen Episoden wechseln sich medizinischer Alltag, Freundschaften und sogar Herzschmerz ständig ab. Vergleicht man das Buch mit bekannten TV-Serien, ist es weniger dreckig als „Krank Berlin“, medizinisch realistisch aber nicht so exklusiv wie „House“ und deutlich weniger schnulzig als „Jede andere Krankenhausserie“.

Fazit: Realistisch, witzig und bisweilen bissig – und das hat mir Spass gemacht. 7 von 10 Punkten.

Der Fall des Präsidenten von Marc Elsberg
Ein ehemaliger US-Präsident wird in Athen im Auftrag des Internationalen Gerichtshofs wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen im nahen Osten festgenommen – ein Schelm, wer dabei an einen realen Vorgänger aus Texas denkt. Es entwickelt sich ein Tauziehen zwischen der aktuellen US-Regierung und den juristischen Vertretern Europas wie mit der Auslieferung nach Den Haag umzugehen ist. Gekämpft wird mit allen Mitteln, die das politische Parkett offen oder auch im Dunkeln zu bieten hat.

Fazit: Ein richtiger Politthriller – und dazu ein überraschend spannender. 7 von 10 Punkten.

Horror Date von Sebastian Fitzek
Kein Thriller (obwohl man beim Dating durchaus auf einige Psychos trifft) ist der Untertitel – und ich muss sagen, mir gefiel dieses Buch besser als der „Vorgänger“ Elternabend. Zwei todkranke Menschen, die sich zu einem Date verabreden – das klingt zunächst makaber. Doch die sich häufenden Verwechslungen, Missverständnisse und der gelungene Slapstick brachten mich mehr als einmal zum Lachen.

Fazit: Es gibt deutsche Filmkomödien die waren mit weniger erfolgreich. 7 von 10 Punkten.

Schnee von Yrsa Sigurdardottir
Im isländischen Winter erfrieren fünf Wanderer, und ein Einzelgänger in einer abgelegenen NATO-Radarstation wird mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert. Die Geschichte springt zeitlich zwischen den Ereignissen und den Ermittlungen hin und her – und man fragt sich unweigerlich: Ist das ein Krimi oder doch eine Horrorgeschichte? Ehrlich gesagt, ich bin mir immer noch nicht sicher.

Fazit: Spannend ist es auf jeden Fall – und ich fand die Auflösung (fast) zufriedenstellend. 6 von 10 Punkten.

Suche Traummann, biete Nachbarn von Svenja Lassen
Das Buch besteht für mich aus zwei Teilen: Eine strukturierte, beziehungssuchende Eventorganisatorin trifft auf ihren neuen Nachbarn – einen ungehobelten, selbstverliebten Lebemann. Beide folgen ihren eigenen, selbst auferlegten Verhaltensregeln, während sie sich im täglichen Leben unterstützen – und kommen sich dabei (oh Wunder) näher. Dieser erste Teil ist wirklich unterhaltsam zu lesen.

Im zweiten Teil verlieben sich die beiden – aufwändig und unbeholfen. So fühlt sich das auch beim Lesen an.

Fazit: Ich bin unschlüssig. Komödie? Liebesgeschichte? Wahrscheinlich beides. 6 von 10 Punkten.